Johann Michael Miltz

Eine Arbeit von Hans Fuchs über Johann Michael Miltz: Die Miltz‑ Straße

Es begann damit, daß ich bei der Einrichtung des neuen Viertels zwischen Rheindamm und Pützlachstraße amtlich angesprochen wurde, einen Vorschlag für einen der beiden Straßennamen zu machen. Mein Vorschlag vom 2.11.1980 : Miltz‑ Str.

Ich muß vorausschicken, daß der Name Miltz in Flittard ausgestorben ist, jedoch lebt hier noch eine große Anzahl von Nachkommen. Dazu gehöre auch ich. Der Vorschlag wurde angenommen, da es in Köln keine Straße gleichen Namens gab. Am 24.9.1981 stand die Entscheidung in der Presse.

Johann Michael Miltz war am 17.10.1782 in Rüth (Eifel) geboren. Im Nachbarort Krekel steht noch das Kirchlein, in dem er getauft wurde.

Mit der Besetzung des linken Rheinufers durch die Franzosen (1794) begann für die Bevölkerung eine Leidenszeit. Heute wird von dem damaligen Morden, Brandschatzen und Vergewaltigungen nicht mehr gesprochen, dafür müssen die Vorkommnisse des zweiten Weltkrieges herhalten. In dieser Atmosphäre wuchs Miltz auf. Er war der Älteste von 11 Geschwistern. Die Franzosen hatten in den Kriegen hohe Verluste erlitten und versuchten nun Freiwillige zu werben und späthin Zwangsrekrutierungen durchzuführen. Miltz war nun in das Alter gekommen, in welchem eine Zwangsrekrutierung anstand. Arbeit hatte er als großer, starker Mann im Wald gefunden. Dort, bei friedlicher Arbeit, versuchten die Häscher Napoleons ihn zu fangen. Es gelang ihm zu entkommen. So kam er bis nach Köln an die Schiffbrücke, die streng bewacht wurde. Sein Ziel war das rechte Rheinufer zu gewinnen und so in die Freiheit zu entkommen. Das gelang ihm mit einer List. Einen Fuhrmann, der gerade hinüber wollte, sprach er an „Doht mer doch ens ühr Schmeck“. Mit dieser ging er dem Fuhrwerk voran in die Freiheit.

Sein Weg führte ihn nach Flittard. Dort verdingt er sich bei Gerhard Hansen (9.11.1763 – 22.3.1808) und Gertrud Fuchs (3.4.1759 – 23.1.1830) als Knecht. Diese alten Flittarder, die Ihre Ahnen schon seit 1640 (lt. Kirchenbuch) in Flittard nachweisen konnten, betrieben eine Landwirtschaft und eine Mühle. Es ist nicht sicher, wann Miltz nach Flittard kam, aber er hat schon am 11.11.1805 eine Stiftung an die Pfarrkirche gemacht, wahrscheinlich aus Dankbarkeit, hier aufgenommen zu sein. Der neue Knecht erwies sich als recht brauchbar und als er sich eingelebt hatte – was auch heute noch in Flittard seine Zeit braucht – starb am 22.3.1808 der Chef,

Gerhard Hansen, erst 44 Jahre alt. So wurde Michael Miltz der „Mann“ im Hause. Und ein solcher wurde gebraucht. Was Wunder, daß er am 3.8.1811 die älteste Tochter Margarete (14.2.1788 – 28.11.1856) heiratete. Aus der Heiratsurkunde ist die Angst vor der Entdeckung als „Flüchtling“ herauszulesen. Zur Eheschliessung kam nicht seine Mutter – der Vater war schon tot – sondern seine Patentante. Der Stan-desbeamte schrieb Mils, er unterschrieb mit Miltz. Aus der Ehe gingen 9 Kinder hervor, wovon drei mit 1, 10 bzw. 17 Jahren starben. Von den anderen hören wir noch. Mit der Übernahme des Herzogtums Berg durch die Franzosen (15.3.1806) begann auch für die rechtsrheinische Bevölkerung die Leidenszeit einer Besetzung. Flittard hatte 290 Einwohner, Stammheim deren 276.

Im Buch „Bürgermeisterei Merheim im Wandel der Zeit“ sind im Band 1 auf den Seiten 110–134 die damaligen Ereignisse so gut dargestellt, daß ich nicht darauf eingehen werde.

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig (16.-19.3.1813) zogen sich die Franzosen auf das linke Rheinufer zurück. Die bisherigen Steuern und Abgaben blieben, da nun die Truppen der Sieger, insbesondere Kosaken, verpflegt und ausgerüstet werden mußten.

Das blieb so bis 1818, als die letzten Truppen, aus Frankeich kommend, durch unser Gebiet zogen. Damit hatten wir endlich Frieden. Das machte die St. Sebastianus Schützenbruderschaft deutlich. Nachdem am 12.8.1810 das letzte Schützenfest war, wurde nun am 14.08.1818 wieder gefeiert. Man hatte wieder Mut gefaßt. Es meldeten sich 55 neue Schützen an, darunter Michael Miltz und er wurde Schützenkönig

1818.

Im Jahre 1816 hatte es eine Mißernte gegeben und im Jahre 1817 war eine Hungersnot. Die Flittarder und Stammheimer überwanden beides selber. Wer hätte auch helfen können?

Wahrscheinlich hatte Miltz nun schon soviel Vertrauen gewonnen, daß man ihn am 22.1.1821 zum Präsidenten des Kirchenrats machte. Das hieß praktisch, daß er der Bürgermeister von Stammmheim und Flittard wurde.

Er betrieb nun mit dem Kirchenvorstand den Bau der Schule an der Egonstraße. Miltz wurde Schöffe und bei einer Holzfällung wird er als Förster bezeichnet. Er leitete die Landverpachtungen des Kirchenlandes, wobei er vielfach für Minderbemittelte die Bürgschaft übernahm.

Sein Hauptanliegen blieb es aber, Flittard so gut wie es ging vor Hochwässern zu schützen. Waren doch bei den Hochwässern 1740 und 1784 die Fluten in 3 mtr. Höhe durch das Dorf getrieben. Als Hinderungsgrund erwies sich, daß die Ackerflächen des Hauses Fürstenberg nicht sehr bedroht waren, so daß von dort aus kein Interesse für einen großzügigen Deichbau bestand, das vollends erlosch, als der Frohnhof aufgegeben und 1829 der Paulinenhof gebaut wurde, der hochwasserfrei war.

Michael Miltz verpflichtete aber seine Nachfolger zur Sicherung des Ortes Flittard immer wieder auf den Deichbau zu dringen. Er starb am 16.2.1844, mit 61 Jahren.

Nun konnte Graf Fürstenberg das Amt des Kirchenpräsidenten übernehmen.

Nun wollen wir die Nachkommen von Michael Miltz beleuchten. Übriggeblieben waren 3 Töchter und 3 Söhne.

Die 3 Töchter heirateten 3 Brüder Roggendorf. Landwirt Heinrich Roggendorf und Christina Miltz hatten 2 Töchter. Beide blieben unverheiratet. Katharina schenkte als letzte Überlebende 1902 das Herz-Jesu-Stift, liebevoll“ et Kluster „genannt.

Küster Peter Roggendorf und Gertrud Miltz hinterließen in Flittard keine Nachkommen.

Bäcker Johann Roggendorf und Anna Catharina Miltz hatten 10 Kinder, von denen 6 früh verstarben. Der einzige überlebende Sohn, Peter, hatte keine Kinder. Zwei Töchter, Elisabeth und Christine, heirateten den Schuster Wilhelm Muhr.

Johann Roggendorf war seit 1874 im Gemeinderat der Bürgermeisterei Merheim und als sein Nachfolger, 1893, sein Sohn Peter.

Peter Roggendorf wurde 1914, bei der Eingemeindung nach Köln Stadtverordneter. Bis 1933 war er Deichhauptmann. Er war auch Ritter vom hl. Grab. Nach ihm ist in Flittard eine Straße benannt. Von den 3 Ehepaaren finden wir unter den Nachkommen nur den Namen Muhr.

Ich bitte die Pfarrchronick in den Pfarrufen 2⁄1979 und 1⁄1980 nachzulesen, dann kann ich mich hier kurz fassen.

Johann Miltz, der älteste Sohn von Michael Miltz, war für Flittard als einziger Mann im Gemeinderat. Schon bei der ersten Sitzung, 10.12.1846, brachte er das Thema „Deichbau“ auf den Tisch. Er war ab 8.10.1875 stellv. Vors. des Kirchenvorstandes. Auf sein und seines Schwagers Johann Roggendorf Betreiben hin, wurde die Schule Hubertusstraße gebaut. Beide waren in dieser Zeit gemeinsam im Gemeinderat. Seine Tüchtigkeit ist daran zu messen, daß ihm Leverkus die Teilhaberschaft anbot. Die Tochter Margarete heiratete den 4. Roggendorfbruder Theodor, Bauer und Küster (Bungartshof). So wurden ihre 3 Tanten nun zu Schwägerinnen. Aus dieser Verbindung stammen alle Roggendorfnachkommen in Flittard. U. a. Heinrich Roggendorf, Lyriker, und Elisabeth Jakobi, Leiterin, der Pfarrbücherei.

Bäcker Johann Zimmer heiratete die zweite Tochter Christine. Nachkommen u. a. Monsignore Josef Zimmer und Christine Becker.

Bahnwächter und später Stellmacher Heinrich Heppekausen heiratete die dritte Tochter Gertrud.

Johann Fuchs, Bauer und Fuhrunternehmer, heiratete die vierte Tochter Katharina. Nachkommen u.a. Thilde Brück und ich selbst.

 

Andreas Miltz, 2. Sohn von Michael Miltz, hatte aus 2 Ehen 6 Kinder. Die 4 Söhne starben im Kindesalter. Die beiden Töchter Christina und Katharina heirateten die Ei‑ senbahner Theodor Klein und Johann Peter Schmitz.

Andreas Miltz wurde nur 40 Jahre alt. Er war im Gemeindeleben stark engagiert.

Der dritte Sohn von Michael Miltz war Matthias Wilhelm Miltz. Er hatte aus 2 Ehen ca. 21 Kinder. Aus der großen Schar blieben aber nicht viele übrig, da die Kindersterblichkeit hoch war. Er war seit 24.11.1875 im Gemeinderat Merheim. Nach dem Gesetz vom 20.06.1875 über die Vermögensverwaltung der Kirche wurde er am 18.1.1876 Vorsitzender der kirchlichen Gemeindevertretung. Von 1847 bis 1897 war er Kommandant der Schützen und blieb es bis zu seinem Tod im Jahre 1898.

Sohn Heinrich (Bahnhofsvorsteher) war von Nov. 1909 zur Eingemeindung nach Köln im Gemeinderat. Nach der Armenordnung am 1.1.1910 übernahm er das ehrenamtliche Amt des Armenvaters. 1920–1945 war er Rendant der Pfarrkirche.

Tochter Margarethe heiratete den Gastwirt Caspar Müller. Da haben wir unseren stellv. Vorsitzenden des Kirchenvorstandes, Willi Müller, her.

Bäcker Milz gehört zu den Nachkommen eines Bruders von Michael Miltz. Der war nicht desertiert, daher Milz.

Dieser Artikel wurde überarbeitet und zur Verfügung gestellt von Thomas Schmitz