Eduard Frantzen

Eduard Frantzen wurde als zweites Kind der Eheleute Hubert und Hubertine Katharina Frantzen in Köln-Flittard geboren. Der Vater baute als Maurerpolier 1901 eines der ersten Wohnhäuser in der Pützlachstraße, in der Eduard Frantzen zeitlebens wohnte.

Eduard Frantzen besuchte das Realgymnasium in Mülheim von 1923 – 1928 bis zur Obertertia. Anschließend besuchte er die kaufmännische Berufsschule der Stadt Wiesdorf, die er 1930 in allen Fächern mit „gut“ abschloss und begann danach eine kaufmännische Lehre bei der I.G. Farben Bayer Leverkusen, die er auch erfolgreich beendete. Anschließend wurde er dort als Buchhalter in der Speditionsbuchhaltung angestellt, die er ab 1944 auch leitete. Am 02.09.1937 heirateten er und Käthe Riede aus Flittard. Aus der Ehe entstammen zwei Töchter und ein Sohn (1939, 1942 u. 1945).

Schon früh hatte Eduard Frantzen (1,71 m / 59 kg) sportliche Ambitionen, die er (seit ca. 1929/1930) in der Leichtathletikabteilung des örtlichen „Turnverein 1893 Köln-Flittard e.V.“ entwickelte und schließlich auch erfolgreich präsentierte. So wurde er im Oktober 1931 zusammen mit Adolf Baum und Gerhard van Elst im Solinger Wald-Stadion Kreismeister über 3 x 1.000 Meter. Er galt als eines der Asse des TV Flittard, auch auf der Langstrecke: Am 02. Oktober 1932 fand in Flittard ein Marathonlauf statt, bei dem Eduard Frantzen Vierter wurde. Auch beim Speerwerfen zählte er zu den Besten.

Der TV Flittard lag Eduard Frantzen am Herzen. So war er hier nicht nur selbst sportlich aktiv, sondern auch in der sportlichen Leitung. Er war Betreuer der Abteilung Frauen-Leichtathletik, der Damen-Handballmannschaft und zeitweise auch der Gymnastikabteilung. Besonderes Engagement zeigte er auch in der Vereinsführung. Schon in den in den 1920er Jahren mit hoher Inflation und Arbeitslosigkeit und nur wenigen Aktiven schaffte es Eduard Frantzen zusammen mit August Krall den Verein zu konsolidieren und zu sportlicher Größe zu führen. So war er 1931 Schriftführer und seit 1948 langjähriger 2. Vorsitzender des Vereins und nebenbei auch Kreisgeschäftsführer der „Freien Deutschen Turnerschaft“ (F.D.T.), welcher der TV Flittard damals angehörte. Besondere Verdienste erwarb er sich um den Aufbau des Sportplatzes am Rheindamm (Einweihung 19.06.1932), für den er u.a. in Zusammenarbeit mit dem Gartenamt der Stadt Köln und der Gartenbauabteilung der I.G. Farben Leverkusen mehr als tausend Sträucher und Bäume für die Umpflanzung des Sportplatzes beschaffte. Für seine Verdienste wurde er 1965 mit der Ehrennadel des Deutschen Turnerbundes (DTB) ausgezeichnet.

Der zweite Weltkrieg bedeutete auch für Eduard Frantzen eine gravierende Änderung des Lebens. Am 28.04.1936 wurde er im Wehrbezirkskommando Köln I gemustert und als „bedingt tauglich – Ersatzreserve I“ befunden und am 01.07.1939 als „zeitlich untauglich“ erneut zurückgestellt.  Am 23.01.1940 wurde Eduard Frantzen jedoch als „bedingt verwendungsfähig – Ersatzreserve I“ eingestuft und in der Folge zum Wehrdienst in Polen eingesetzt. Aus Krankheitsgründen wurde er am 06.05.1940 vom Wehrdienst wieder zurückgestellt, jedoch danach von Juni 1941 bis März 1942 als Oberschütze der Wehrmacht im Landesschützen-Bataillon 780 (LSch-Bat) in Trier wieder eingesetzt. Von März 1942 bis Dezember 1943 war er in Trier und Metz im Stab dieser Einheit offenbar auf Grund seiner kaufmännischen Fähigkeiten als Rechnungsführer eingesetzt. Dort wurde er am 01.07.1942 Gefreiter und am 01.07.1943 Obergefreiter, um schließlich im Dezember 1943 aus der Wehrmacht auszuscheiden, da er von der I.G. Farben Leverkusen als „unabkömmlich“ erklärt und angefordert wurde. Dennoch konnte er nicht verhindern in einer kurzen Episode vom 04.03. bis 23.03.1945 als Rechnungsführer im Volkssturm-Bataillon 12/10 eingesetzt zu werden, um dann aber endgültig zu seiner nach Leverkusen umquartierten Familie zu fahren. Fortan gab es neben seiner Familie zwei Tätigkeitsfelder, die er liebte: den Sport und die Politik. Dies konnte er auch kurz nach Kriegsende mit Erlaubnis der Besatzungsmächte tun, da er sich nicht nationalsozialistisch engagiert hatte.

Hier wurden die besonderen Fähigkeiten des Eduard Frantzen in Repräsentation und Verhandlungsgeschick offenbar und spiegelten sich vor allem in seinem politischen Engagement wider. Schon als junger Mann war Eduard Frantzen sozialdemokratisch geprägt und wurde am 01.03.1946 Mitglied der S.P.D. (im Unterbezirk Groß Köln), für die er schließlich kandidierte und am 17.10.1948 in den Rat der Stadt Köln als Stadtverordneter gewählt wurde. Dort gehörte er dem Rechnungsprüfungsausschuss, dem Verkehrssicherungsausschuss, dem Ausschuss Wirtschaft und Häfen und dem Kuratorium Pfandkreditanstalt an. Ferner war er Mitglied im Aufsichtsrat der Kölner Sportstätten GmbH und im Aufsichtsrat der KVB AG. Darüber hinaus war er auch in den Ausschüssen Garten-, Grünanlagen und Forsten, Gesundheitswesen, Hochbau, Kunst und Kultur, Recht und Sicherheit, im Schulausschuss, im Stadtplanungs-ausschuss und insbesondere im Sportausschuss vertreten.

Parallel war Eduard Frantzen im beruflichen Bereich von 1948 bis 1954 Mitglied des Betriebsrates und des Angestelltenausschusses der Farbenfabriken Bayer AG und wirkte von 1960 bis 1964 als Arbeitnehmerbeisitzer im Prüfungsausschuss der IHK Solingen verantwortlich mit.

Sehr bald nach Kriegsende setzte er sich bei den Farbenfabriken Bayer Leverkusen und der Stadt Köln für den Wiederaufbau der Turnhalle in der Paulinenhofstr. und die Neubeschaffung von Turngeräten ein. Am 25.10., 26.10. und 11.11.1949 fanden dazu in der Wohnung Frantzen vorbereitende Gespräche statt. Hier wurden auch vorbereitende Gespräche für Parteiveranstaltungen geführt, die oft in der Gaststätte „Himmelreich“ (heute „Flittarder Hof“) stattfanden. Dabei war auch manchmal der spätere Ministerpräsident von NRW (1966 – 1978) Heinz Kühn. So war Eduard Frantzen als Stadtverordneter aus Flittard auch präsent bei herausragenden Ereignissen wie z. B. bei Staatsbesuchen (1962 de Gaulle, 1963 J.F. Kennedy, 1965 Queen Elizabeth II.) oder auch bei der Einweihung der Zoobrücke 1966. Ungeachtet dessen setzte er sich immer wieder für besondere Belange des Ortes ein. So ist z. B. die Anbindung von Flittard an eine KVB-Buslinie (Linie 43) eine Folge seines ortspolitischen Wirkens.

Eduard Frantzen blieb zeitlebens ein engagierter, bodenständiger Flittarder und wurde als solcher geschätzt. So soll es sich begeben haben, dass er bei einem Schützenfest in den 1950er Jahren bei einem Umzug in einem offenen Wagen mitgefahren ist. Von seiner Familie wurde er, obwohl er durch seine Tätigkeiten oft von zu Hause abwesend war, als liebenswürdiger Mensch und Vater beschrieben, der immer sehnsüchtig erwartet wurde. Eduard Frantzen verreiste gerne mit seiner Familie in das benachbarte Ausland, zumal er Englisch, Französisch und auch Spanisch sprach.

Sein Wirken, seine Heimatstadt zu einem modernen Gemeinwesen mitzugestalten, wurde schließlich in besonderer Weise honoriert: Am 08.09.1970 wurde Eduard Frantzen das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen (Archiv Bürgerverein Flittard), welches ihm in einer besonderen Feierstunde am 30.10.1970 vom seinerzeit amtierenden Oberbürgermeister Theo Burauen überreicht wurde.

Am zweiten Weihnachtstag des Jahres 1972 verstarb Eduard Frantzen kurz vor seiner Pensionierung unerwartet in seinem Haus und wurde auf dem Flittarder Friedhof (Familiengrab im Areal 15) unter großer Anteilnahme beigesetzt. Oberbürgermeister Theo Burauen würdigte ihn im Stadtrat wie folgt: „Eduard Frantzen arbeitete am liebsten im Stillen. Seine hervorstechenden Merkmale waren nüchternes Urteilsvermögen, ein stets ausgeglichenes Wesen sowie die Fähigkeit nachdrücklich und zäh für eine Sache zu kämpfen. Seine Sachkenntnis war geschätzt. Mit besonderem Interesse widmete er sich den Fragen des Sports und des Verkehrswesens. Die Belange der Bürgerschaft hat der verstorbene Kollege in all den Jahren seiner Ratstätigkeit bestens vertreten.“

Um seine Verdienste insbesondere für die Orte Flittard und Stammheim zu würdigen, wurde am 02.02.1981 in der Bezirksvertretung Köln-Mülheim auf Vorschlag der SPD-Fraktion einstimmig beschlossen, eine der neu erschlossenen Straßen nördlich der Hubertusstr. als „Eduard-Frantzen-Straße“ zu benennen; dies sei an dieser Stelle sinnvoll, da diese Straße auch in der Nähe des Wohnhauses von Eduard Frantzen liege. Die offizielle Benennung der 366 m langen „Eduard-Frantzen-Straße“ erfolgte dann auch infolge dieses Beschlusses am 31.08.1981.

Rainer Weidenbach