Peter Roggendorf

Viele Flittarder Bürger fahren beinahe täglich über die Roggendorfstraße. Über all den Alltagssorgen kommt man in der Regel nicht dazu, über den Namensgeber dieser Straße, die bis 1951 Gevelsberger Straße hieß, nachzudenken.

Ein Zufallsfund anlässlich einer Internetrecherche veranlasst mich, an einen der bedeutendsten Flittarder Bürger der Neuzeit zu erinnern. Gefunden hatte ich einen Artikel aus dem Stadtanzeiger vom 28. Mai 1930, den ich hier im Wortlaut wiedergeben möchte:

Peter Roggendorf, Flittard, 70 Jahre

 Am morgigen Himmelfahrtstage tritt Herr Peter Roggendorf in Flittard, ein alter Kölner Bürger, der nicht nur in seinem Heimatsort, wo die Familie Roggendorf über 300 Jahre ansässig ist, sondern auch in Merheim, Mülheim und später in Köln als Gemeindeverordneter, Kreistagsmitglied und Stadtverordneter eine ersprießliche und eine allgemein anerkannte öffentliche Tätigkeit entfaltet hat, in das biblische Alter ein. Der alte Herr erfreut sich noch einer ausgezeichneten körperlichen und geistigen Rüstigkeit, so dass seine Mitbürger hoffen dürfen, ihn noch lange Jahre unter sich tätig zu sehen.

 Peter Roggendorf ist am 29.Mai 1860 in Flittard geboren. In den Jahren 1871 bis 1877 besuchte er die Höhere Schule in Mülheim, die dieses Jahr die Feier ihres hundertjährigen Bestehens begeht. Am 1. Oktober 1878 trat er als Einjährig-Freiwilliger in das Feld-Art.-Regt. Nr. 23 in Köln ein. Seine öffentliche Tätigkeit begann damit, dass er am 1. Januar 1894 Gemeindeverordneter von Merheim rrh. Wurde. 1897 wurde er Mitglied des Kreistags Mülheim und 1906 Beigeordneter von Mülheim. Bei der Eingemeindung Mülheims nach Köln im Jahre 1914 wurde er Kölner Stadtverordneter. Er hat dieses Amt als Mitglied der Zentrumsfraktion bis zum Jahre 1924, wo er auf eine Wiederwahl verzichtete, innegehabt und getreulich durchgeführt; aber auch nach seinem Rücktritt blieb er bis zum Ende des vorigen Jahres in vier Ausschüssen der Kölner Stadtverordnetenversammlung, in denen seine Fachkenntnis besonders geschätzt wurde, in alter Weise tätig.

 Außerdem war Herr Roggendorf über 35 Jahre lang Schiedsmann und 15 Jahre lang Deichhauptmann. In seiner engern Heimat war er 53 Jahre lang Mitglied und Ehrenvorstandsmitglied der St. Sebastianus Schützenbruderschaft, und 26 Jahre lang ist er Ehrenvorsitzender der Kameradschaftlichen Kriegervereinigung gewesen. Schon diese nicht erschöpfende Aufzeichnung der Ehrenämter, denen er sich stets mit Lust und Liebe gewidmet hat, gibt ein Bild von seiner regen Tätigkeit im öffentlichen Leben. In der Kölner Stadtverordnetenversammlung erfreute sich Herr Roggendorf wegen seines entgegenkommenden Wesens in allen Parteien großer Beliebtheit. Wir sind gewiß, dass sich unsern herzlichen Glückwünschen noch viele, viele andre am morgigen 70. Geburtstag anschließen werden.

Der Verfasser kann zu Peter Roggendorf noch Folgendes ergänzen:

Seine Eltern waren der Bäcker und Landwirt Johann Roggendorf und dessen Ehefrau Katharina Miltz.

1896⁄97 war er Schützenkönig der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Flittard.

Ebenfalls war er langjähriger 2. Vorsitzender des Kirchenvorstandes an St. Hubertus.

Desweiteren wurde ihm der Titel „Ritter vom Heiligen Grabe“ verliehen.

Außerdem war er Inhaber des päpstlichen Silvesterordens.

Peter Roggendorf war seit 1899 mit Gertrud Klein aus Hetzenholz bei Much verheiratet. Ihre Ehe blieb kinderlos. „Der Gries“, wie er im Flittarder Volksmund hieß, starb am 13.08.1948 im Alter von 88 Jahren in dem von ihm erbauten Haus in der Flittarder Hauptstraße 48.

Thomas Schmitz

03.12.2012