Marianne und Wolfgang Krabbe

Marianne Roggendorf wurde 1954 als erstes von drei Kindern von Maria und Josef Roggendorf aus Flittard geboren. Wolfgang Krabbe, Jahrgang 1951, war das erste Kind von Lydia und Ulrich Krabbe aus Pulheim. Leider verstarben seine drei Schwestern schon im Säuglingsalter, so dass er geschwisterlos aufwuchs. Marianne wurde Verwaltungswirtin in Pulheim, Wolfgang Projekt-Ingenieur bei der Firma Siemens. Kennengelernt haben sich die späteren Eheleute bei einem gemeinsamen Tanzkurs im Jahre 1970 in Pulheim. Die Hochzeit fand 1975 im Pfarrsaal von St. Hubertus statt, da die Kirche zu diesem Zeitpunkt renoviert wurde, und das Paar bezog in Flittard eine Wohnung.
Als bekennende Christen engagierten sich die beiden gemeinsam oder einzeln nach Kräften in den katholischen Pfarren St. Hubertus und St. Pius Ⅹ. und in sozialen Bereichen. Die Kinder‑ und Jugendarbeit bildete hier den Einstieg. Schon vor der Heirat war Marianne Gruppenleiterin in St. Pius Ⅹ. Danach wurden über mehrere Jahre hinweg die Stadtranderholungen des Caritasverbandes als Gruppenleitung und Stützpunktleitung in Dürscheid mitgetragen. Ebenso gehörten die Eheleute dem Leitungsteam der Ferienfreizeiten von St. Hubertus in den Jahren 1979, 1980 und 1984 an. Beide arbeiteten bis 1981 im Jugendausschuss von St. Hubertus mit, Wolfgang darüber hinaus als dessen Vorsitzender und Mitglied des Pfarrgemeinderates St. Hubertus. Daneben übernahmen sie von 1976 bis 1980 die Schlüsselausgabe für das Pfarrheim St. Hubertus und einige kleine hausmeisterliche Tätigkeiten.
Das Singen gehörte von Beginn an zum festen Bestandteil ihres Lebens. So sangen beide seit ihrer Hochzeit bis 1980⁄1981 im damaligen Jugendchor von St. Hubertus und bis heute im Kirchenchor Cäcilia, der sich aktuell als gemeinsamer Kirchenchor von St. Hubertus und St. Pius Ⅹ. darstellt. Ebenfalls zählen beide zu den Gründungsmitgliedern des 1994 gegründeten „Cantemus“-Chores in St. Pius X., in dem sie auch bis heute aktiv sind.
Im Jahre 1980 wurden ihre Zwillingssöhne und im Jahre 1981 ihre schwerst mehrfach behinderte Tochter geboren. Marianne stellte ihre berufliche Tätigkeit daraufhin zwar ein, dennoch lief trotz der damit verbundenen familiären Herausforderungen das außerhäusliche Engagement der Eltern weiter.  Als die Tochter in Dellbrück im Kindergarten und später in Porz in der Pestalozzischule (eine Förderschule für geistige Entwicklung) war, übernahm Marianne dort den Vorsitz des Fördervereins. In der Grundschule der Söhne und später im Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium fungierte sie als Klassenpflegschaftsvorsitzende und war in einigen Fachkonferenzen vertreten. Wolfgang übernahm in den Grundschuljahren der Söhne den Vorsitz im Förderverein in der Stammheimer Diependahlstraße. Seit 1987 leitete Marianne im Team eine Freizeitgruppe für Behinderte.
Neben den Aktivitäten in und für die Familie war das Wirken in Kirche und Gemeinde weiterhin wesentlicher und für Krabbes unverzichtbarer Bestandteil des Lebens. Hier sind bei Wolfgang über viele Jahre hinweg die Ministrantenarbeit (Mitglied in der OM-Runde, Messdienerausbildungen, Betreuer der Romwallfahrten) und die Tätigkeit als Kommunions‑ und Firmkatechet zu nennen. Er gehörte dem PGR St. Pius Ⅹ. von 1997 bis 2005 und –genau wie Marianne‑ dem gemeinsamen Pfarrgemeinderat von St. Hubertus und St. Pius Ⅹ. von 2005 bis 2009 an. Marianne wirkte in den Jahren, als ihre Kinder zur Kommunion und zur Firmung gingen, zusätzlich als Katechetin mit und war von 2007 bis 2023 aktiv im Ökumene-Kreis Flittard/Stammheim tätig. Wolfgang wirkte bei den kirchlichen Publikationen „Pfarrkontakte“ und „Kreuz und Quer“ im Redaktionsteam mit und seit über 20 Jahren stehen Krabbes als Küstervertretungen in St. Hubertus und St. Pius Ⅹ. bis heute zur Verfügung.
Als in den 1990er Jahren in der ehemaligen Hauptschule in der Peter-Grieß-Str. ein Asylbewerberheim für Männer eingerichtet wurde, wirkte Marianne dort im sogenannten Patenkreis mit. Dieser machte es sich zur Aufgabe, bei der Stadt für bessere Lebensbedingungen der Asylbewerber einzutreten, bei Streitigkeiten mit der Nachbarschaft zu vermitteln und Ansprechpartner für die Flüchtlinge zu sein. Gerade am Anfang waren die Lebensbedingungen für die Männer dort katastrophal. In jedem der großen ehemaligen Klassenräume wurden 12 Betten aufgestellt, die mit Asylbewerbern aus verschiedenen Ländern belegt wurden. Hierbei spielte es keine Rolle, ob sich die Heimatländer gegeneinander im Krieg befanden. Es gab keine Waschmaschine und die hygienischen Verhältnisse (Duschen/Toiletten) waren sehr schlecht.
Die Mitglieder des Patenkreises nahmen oft die Wäsche der Bewohner mit nach Hause, um sie dort zu waschen. Einmal in der Woche wurde eine Teestube angeboten, um miteinander „Uno“ oder „Skip-bo“ zu spielen und den Kontakt zu halten. Durch eine Fotoausstellung, bei der ein Fotograf in die Haushalte mit behinderten Menschen ging um diese abzulichten, blieb das soziale Engagement nicht verborgen. Ein entsprechender   Zeitungsartikel führe dazu, dass Marianne für die Verleihung der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vorgeschlagen wurde. Die vom damaligen Bundespräsidenten Roland Herzog unterschriebene Auszeichnung wurde ihr am 14. April 1999 von OB Norbert Burger im Historischen Rathaus überreicht.
Die so Geehrte nahm diese Auszeichnung nicht nur für sich, sondern auch für Wolfgang und alle anderen Engagierten an, die zufälligerweise nicht vorgeschlagen wurden. Eine solche Auszeichnung betrachtete sie nicht nur als Anerkennung für Geleistetes sondern auch als ein Ansporn für zukünftiges Handeln.
Von 2006 bis 2011 war Marianne unter großem Zeitaufwand in der Lebensmittelausgabe des Stadtteilbüros Flittard tätig. Nachdem Wolfgang 2009 in die passive Phase der Altersteilzeit eintrat, unterstütze er sie bei dem Transport der Lebensmittelspenden von Aldi und von der Bäckerei Schmidt.
Als 2018 das Flüchtlingsheim im Haferkamp errichtet wurde, halfen die Eheleute beim Aufbau der Möbel für die Aufenthaltsräume. Nach dem Bezug der Einrichtung boten sie den Flüchtlingskindern Hausaufgabenbetreuung an. Als dies ab 2019 durch die Ganztagsbetreuung in den Schulen nicht mehr erforderlich war, aber viele Kleinkinder ohne Kindergartenplatz waren, wurden stattdessen Spiele für die Kleinen angeboten. Durch die Pandemie und das damit verbundene Betretungsverbot der Einrichtung wurde dieses Engagement 2020 jäh beendet.
Wir danken dem Ehepaar Marianne und Wolfgang Krabbe für den langjährigen und immer noch andauernden sozialen Einsatz in diesen auch für unseren Ort sehr wichtigen Lebensbereichen und wünschen dafür nicht nur Kraft, sondern auch die Erfahrung von Anerkennung, das Schöpfen von Zufriedenheit sowie die Zeit für die notwendige Erholung.

Rainer Weidenbach