
Von ROBERT BAUMANNS und
CHRIS MERTING
Köln - Wir schreiben den 1. Februar 1996: Unter dem
Eindruck der Jahrhundertflut von 1995 beschließt der Kölner
Rat einen Hochwasserschutz, der selbst einer Katastrophenflut
wie jetzt in Dresden trotzen würde. Am 31. Januar2006 sollten
die Baumaßnahmen für insgesamt 350 Millionen € beendet sein.
Doch die tollen Pläne von einst:
Sie sind heute nur noch Makulatur. "Wir können den Zeitplan
nicht einhalten", bestätigt Kölns Baudezernent Bela Dören. "Es
wird wahrscheinlich noch acht Jahre dauern, bis wir fertig
sind."
Erst 2010 wird Köln vor einer Katastrophenflut etwas sicherer
sein. Das heißt: acht Jahre Zittern vor einem Rekordwasser,
wie wir es jetzt in Dresden und Umgebung erleben.
Grund sind 18 Planfeststellungsverfahren, die durchgeführt
werden müssen. Aber:
"Auch für 2010 kann ich nicht garantieren", so Dören. "Es
könnte sein, dass wir gar nicht bauen können. Nämlich dann,
wenn jemand gegen ein Planfeststellungsverfahren klagt."
Thomas Kahlix von der Hochwasserschutzgemeinschaft ist empört:
"Das grenzt an kriminelle Fahrlässigkeit", schimpft er. "Das
ist alles total schlampig organisiert. Diese Verwaltung ist
unfähig."
In Dresden spricht man von einer "500-jährlichen Flut" (eine
Flut, die hochgerechnet nur alle 500 Jahre auftritt). "Allein
bei einer »300-jährlichen Flut« wäre Köln im Osten bis
Höhenberg, im Norden bis Blumenberg überflutet", so Kahlix.
"Worauf wartet Herr Dören noch?"
Das fragen sich auch die Kölner Grünen. "Das
Hochwasserschutzkonzept muss endlich umgesetzt werden", sagt
Harald Junge, Umwelt-Sprecher der Partei. "Bei entsprechendem
Wetter droht auch Köln ein Hochwasser wie derzeit in Dresden
oder Prag. In Köln wird zuviel verschleppt."
Mit dem Konzept könnte der Rhein auf 11,30 Meter (in
Wohngebieten) und auf 11,90 Meter (in Industriegebieten)
steigen. |